Worauf es beim Poker wirklich ankommt

Autor: Schoschovic

Premiere heute!

Es folgt ein Strategieartikel von mir der euch helfen soll vielleicht auch etwas besser beim Poker zu werden. Ich möchte euch vier Punkte erläutern von denen ich denke, dass sie sehr wichtig sind um bei diesem Spiel erfolgreich zu sein.

1) Alles ist eure Schuld!

Es wird wohl fast nirgends so viel geheult wie bei diesem Spiel. Alles ist einfach scheisse! Der Anbieter ist rigged, der Gegner ist ein Vollidiot weil er auf den Allin Push sein mittleres Pärchen hätte folden sollen, ständig läuft man mit KK in AA und wird auch postflop noch dauernd „gecoolered“. Wenn man mal wieder verliert ist irgendetwas immer schuld, aber nie ist es das eigene Unvermögen. Man ist schlicht und einfach schon wieder in einem Downswing.

Die wenigsten kommen dann auf die Idee, dass sie vielleicht gar nicht so gut sind und es ist diese böse Hure Namens Varianz, die dafür sorgt, dass man viel öfter einen Downswing als einen Upswing hat. Der verbuggte EV Graph von HEM bestätigt einen hierbei natürlich noch.

Aber falsch gedacht!

Gewinnen wird derjenige, der selbstkritisch ist! Seht alles nüchtern und neutral, schiebt euren Verlust nicht nur auf den EV Graph, glaubt nicht dauernd, dass ihr vom Pech verfolgt seid, sondern arbeitet an eurem Spiel und gesteht euch Fehler ein. Umso besser ihr werdet, umso größer wird eure Edge und umso kleiner wird die Varianz. Übrigens beschreibt der EV-Graph nur sehr sehr bedingt wieviel Glück oder Pech ihr hattet. Cold Decks und viele Postflop Situationen in dem ein Großteil des Stacks schon investiert ist bevor es zum River kommt werden völlig falsch berechnet, bzw. können auf diese Weise nicht berechnet werden.

2) Konzentriert euch auf eine Variante!

Es gibt so viele Spieler, die immer wieder hin und herspringen und sich wundern warum andere viel schneller in den Limits aufgestiegen sind. Anfangen tut es mit NLHE 9max. Dort geht es erst gut, aber nachdem es nicht mehr läuft versucht man sich eben an 6max, das soll ja viel profitabler sein. Aber auch dort reißt man keine Bäume aus, also werden die SNG’s gegrindet. Man spielt breakeven, als man plötzlich liest wie viel Fische doch Headsup spielen sollen! Also auf gehts an die HU Cashgametables. Nach 10k Händen erfährt man dann wie ein Bekannter am FT bei einem Turnier für 10k gecasht hat und muss das natürlich auch gleich ausprobieren. Es ist wirklich verflucht, nirgends geht es vorwärts. Aber warum gewinnt man denn nicht?. Schließlich ist doch alles das selbe Spiel, nämlich alles No Limit Hold’em?!

Aber falsch gedacht!

Gewinnen werden die, die sich auf eine Variante konzentrieren und bei einer Variante bleiben. Denn auch wenn die Regeln die gleichen sind gibt es so viele Unterschiede, sodass man bei der heutigen guten Konkurrenz nur eine Edge haben kann mit viel Erfahrung und indem man über sehr viele Hände ein Gefühl für die Dynamik entwickelt hat.

Boku wird sicherlich nicht so schnell Anerkennung an den Cashgametables finden während Durrrr bestimmt keine Schlagzeilen schreiben wird weil er ein so guter Turnierspieler ist. Aber wozu auch? Sie beherrschen ihr Spiel, und mehr zu können erfordert enorm viel Zeit und Flexibilität. Sicherlich haben das manche Pro Spieler und können gleichermaßen gut manche Varianten, aber der normale durchschnittliche Spieler ist gut beraten erstmal ein Spiel zu lernen bis er dort nennenswerte Erfolge verbucht hat.

3) Lernt selbst zu denken!

Es gibt mittlerweile so viel Literatur, es gibt so viele Videos und da man alles gelesen hat, und bei einer Coachingseite angemeldet ist muss man ja gewinnen. Schließlich hat man gesehen wie es geht, wie jemand am NL1k Tisch in einer Stunde 5 Stacks gewonnen hat und das kann man ja jetzt einfach nachmachen. Aber sobald man diese Moves in sein Spiel einbaut klappen sie nicht und der Gegner callt einen grundsätzlich mit der besseren Hand. Sicherlich ist es nur Pech, dass aejones mit A5 auf einem 259 Board im 3Bet Pot am Flop Allin shovt und er von AK gecallt wird, während wir gegen Damen rennen und um viele Dollar ärmer sind.

Aber falsch gedacht!

Es bringt nichts bestimmte Hände, Moves und sonstiges einfach zu kopieren. Man muss sich selbst fragen: Warum ist das in dieser Situation richtig? Viele Leute unterschätzen das Tableimage und stellen sich viel zu selten die Frage: Wie sieht mich mein Gegner? Was denkt mein Gegner über mich, und vor allem wie wird er versuchen mich auszuspielen. Wie kann ich dann darauf reagieren? Was aejones im oben genannten Beispiel macht ist bei seinem Tableimage gut, und gegen seinen Gegner richtig, da dieser auch zurückspielt, aber passen seine Moves auch zu unserem Tableimage und klappen sie gegen unsere Gegner? Wahrscheinlich nicht.

4) Bleibt auf dem Boden!

Beim Poker wird es immer bergauf gehen. Vorletzten Monat habe ich 5k gewonnen, letzten Monat sogar 10k! Also wäre alles unter 10k für kommenden Monat eine Enttäuschung, man sollte eher mit 15k rechnen. Schließlich hat man sich weiter verbessert und in letzter Zeit die Tische so richtig gerockt und dabei hatte man sogar noch Pech weil man wieder so oft mit AA verloren hat. Doch dann verliert man plötzlich 10k in einem Monat?! Das kann gar nicht sein, das ist der größte Downswing meines Lebens und alles aus Punkt 1) kommt hier zusammen.

Aber falsch gedacht!

Es kann so viele Gründe geben warum es in einem Monat gut läuft und im Nächsten nicht mehr. Meiner Meinung nach hat die Varianz daran nur eine Nebenschuld. Man merkt gar nicht wie ein guter Winning Monat sein Spiel verändern kann oder wie sich die Gegner mittlerweile auf einen eingestellt haben. Deshalb ist es wichtig immer in Ruhe zu analysieren, auch warum man eigentlich gewonnen hat. Und nur so kann man auf Dauer regelmäßig gewinnen und die Varianz niedrig halten.

Das war also mein erster Strategieartikel. Wie ihr euch sicher denken könnt beruht alles auf eigenen Erfahrungen die ich in meiner „Karriere“ gemacht habe. Manche Fehler hab ich oft gemacht, andere weniger oft, aber vor allem mit Punkt 4) hatte ich immer wieder zu kämpfen. Für den Moment denke ich jedoch, dass ich die richtige Sichtweise an den Tag lege. Es werden sicher noch viele weitere Erkenntnisse folgen!

Bis die Tage!

10 Antworten to “Worauf es beim Poker wirklich ankommt”


  1. 1 Fan März 26, 2010 um 1:10 am

    nice hand!

  2. 2 Floo0 März 26, 2010 um 9:23 am

    Cooler Artikel freu mich auf mehr davon ;)

  3. 3 b2crusher März 26, 2010 um 2:10 pm

    Sehr interessant Deine Ausführungen. Meinst Du das eine gewisse Häufung von Coolern und Badbeats oder einfach unlucky Moments an jedem selbst liegt? Ich weiß das ich noch mehr als genug Fehler mache, soviel steht fest. Trotzdem gibt es immer wieder Moments bei denen Du gehäuft als Favorit ins Rennen gehst und am Ende doch dumm drein schaust weil Dein Gegner entgegen mathematischen Warscheinlichkeiten seine Hand weiter gespielt hat und den 2 Outer getroffen hat. Es stimmt das nirgendwo soviel geheult wird wie im Poker aber fest steht auch das Poker eben neben den Pros oder Regs zum Glück auch viele Glücksritter anzieht. Sonst würde es nicht funktionieren. Aber manchmal gibt es einfach Momente da kannst Du spielen was Du willst, es läuft und manchmal geht einfach garnichts gut. Auf lange Sicht wird der Reg oder der Pro den Laien schlagen und Gewinn machen, auf kurze Sicht kann Dich ein Laie schonmal um Längen schlagen. Da sehe ich wenig Spielraum an meinem Spiel Fehler zu finden, aber ich würde mich für Deine Argumente interessieren. Kann ja sein das ich falsch liege.

  4. 4 Schoschovic März 26, 2010 um 4:06 pm

    Natürlich gibt es so viele Situationen im Poker in denen man alles richtig gemacht hat und trotzdem verliert. Aber das gehört einfach dazu zum Poker und trennt letztlich die guten Spieler von den schlechten. Denn die erstgenannten lernen es einfach wegzustecken und als normal anzusehen und lassen sich davon nicht beeindrucken.

    Aber trotzdem gleicht sich Glück und Pech auf lange Sicht einigermaßen aus, nur viele erinnern sich nur an die Situationen in denen sie Pech hatten und wenn sie verlieren schieben es viele darauf.

  5. 5 b2crusher März 27, 2010 um 12:33 am

    Ok dann habe ich zuerst falsch verstanden. Denn für eindeutiges Pech will ich mich nicht verantwortlich fühlen. Für den Umgang damit schon, das ist part of the game….^^
    Freu mich auf die nächsten Ausführungen.

  6. 6 Bernhard März 27, 2010 um 8:20 pm

    interessanter Artikel, meine Erfahrung mit Poker hält sich in Grenzen, allerdings sind die Lehren für viele Dinge anwendbar.

    1) bin immer wieder fasziniert über die Parallelen von Persönlichkeitsentwicklung und Pokern… outcome independence, taking responsibility for everything etc.

    4) kenne ich zu gut aus anderen Bereichen, ich hab xy geschafft, also brauch ich es nicht mehr üben… ich schieb das auf die „Rollenspiel Mentalität“, wo man Level n erreicht und auch nach 5 Jahren noch Level n ist, auch wenn man nicht mehr spielt und man kann auch nur aufsteigen… naja so läuft es halt in der Realität meist nicht ab.

    schöne Grüße
    Bernhard

  7. 7 FatRabbit Juni 7, 2010 um 8:20 am

    1) Ursache – nicht Wirkung!

    Aber ich denke mal, dass das so ziemlich auf alles zu trifft. Schieß ich den Fußball in die Scheibe war das natuerlich nur Pech und ich kann einfach nicht nachvollziehen, wieso die Leute das nicht verstehen koennen und wieso ich die verdammte Scheibe bezahlen muss.
    dabei war ich derjenige der den Ball geschoßen und ihm die Richtung gegeben hat. Und das gleiche tifft auch aufs Pokern zu.
    Ursache ueber eine Situation zu sein mach es einem viel leichter diese objektiv zu bewerten und vor allem kühlen Kopf zu bewahren.


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